Wie vielen Fotografen ich auf Facebook folge weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich habe mich in den einschlägigen Social Media Kanälen diversen Gruppen angeschlossen und stehe mit grandiosen Talenten und noch geileren Charakteren aus dem Biz in Kontakt. Diese Form des Networking ist für mich elementar. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Einige wissen gar nicht, wie viel mir der Austausch mit ihnen bedeuten. Bei der Erstellung des neuen monsieurmueller.com Auftritts waren auch einige von Ihnen direkt oder indirekt beteiligt, wofür ich mich an dieser Stelle Bedanken möchte. Aber dazu komme ich ein anderes mal.
Diesmal möchte ich eine Sache ansprechen, die mir seit Wochen durch den Kopf geht:
Irgendwie bin ich satt!
Nicht mit der Fotografie im Allgemeinen. Ich liebe sie! Aber die Sache mit den Lifestyle Portraits.
Die Form wie dieses Genre aktuell gelebt wird, übersättigt mich. Was nicht heißen soll das ich einige Bilder nicht feier. Ganz im Gegenteil. Es sind unfassbar geile Sachen dabei! Aber der Großteil, mich eingeschlossen, fotografiert wie gleichgeschaltet. Es avanciert, nein es IST Mainstream. Denn es funktioniert und wird so allmählich zum kleinsten gemeinsamen Nenner. Zu einer Art Helene Fischer der Fotografie. Es fehlt Charakter. Es ist gar nicht das Genre im allgemeinen. Es sind die immer, immer, IMMER supersymmetrischen Mädchen mit langen Haaren. Der einzige Unterschied besteht nur noch darin, welche Haarfarbe das Girl hat. Aber es funktioniert halt auf Facebook, Instagram und Co.. Es spricht die große Menge an.
Ich darf gar nicht groß kritisieren, weil ich mich selbst in dem Strudel befinde. Aber ich möchte da raus. Damit will ich nicht sagen, dass man es lassen sollte. Lifestyle ist halt Lifestyle und kann eine Menge transportieren. Aber sucht doch endlich mal wieder nach etwas anderem als diese Mädchen! Da draußen gibt es so viel zu entdecken…
Hiermit muss ich mich gleichzeitig selbst ermahnen. Mir meine eigene Kritik zu Herzen nehmen. Mehr zu zeigen, als eine hübsche Person vor cooler Kulisse. Wir sollten Geschichten erzählen. Oder zumindest Bilder schaffen, die dazu einladen Geschichten hinein zu interpretieren. Und wenn es dann doch nach Schema F laufen soll, weil einem gerade nichts einfällt, dann lässt sich sicherlich auch mal eine interessantere Braut finden, die durch andere Attribute als Symmetrie und lange Haare glänzt.
Das bedeutet für mich persönlich aber auch, dass ich Konsequenzen ziehen muss. Zwar nicht so drastisch, als dass ich mich komplett zurück ziehe. Aber immerhin soweit, dass ich mich nicht mehr ständig von eben diesen Bildern berieseln lasse.
Wer selbst nicht so im Thema ist, kann sich gerne mal selbst davon überzeugen. Besucht einfach mal die Seite lookslikefilm.com. Das ist für mich sowohl Himmel als auch Hölle der Inspiration. Dort findet sich so viel geiles Bildmaterial, dass man vor Ehrfurcht nur so am Boden zerschmilzen möchte. Aber eben auch jenen Bilderhaufen, von dem ich mehr als übersättigt bin. Ein Klick auf „Faces“ offenbart wovon ich schreibe. Tolle Bilder wovon ⅔ genau dem entsprechen, was ich nicht mehr sehen kann und will.
Apropos „lookslikefilm.com“ – gerade bekomme ich die Info, dass dort eines meiner Bilder in „Faces“ gefeatured wird! YAY! 😉
Schön zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Ein guter und wichtiger Text, danke!
Sehr sehr wahre Worte